Dienstag, 15. Oktober 2013

Ferienzeit kann langweilig sein, muss aber nicht!

Neue Musik- Grausame Erfindung der Neuzeit?

Vielleicht am Anfang. So ging es jedenfalls mir. Ich schien einfach keinen Zugang zu dieser Musik zu finden. Immer wieder fragte ich mich, wie man so etwas komponieren konnte. Mit so vielen Dissonanzen, die in den Ohren wehtaten und so seltsame Rhythmen, die keine Melodie erkennen ließen. Ich denke mir ging es dabei, wie vielen anderen Leuten. Als Sebastian mich fragte, ob ich bei dem Landesjugendensemble für Neue Musik mitspielen wolle und ich ja sagte, überlegte ich kurz danach, warum ich das eigentlich getan hatte.
Allerdings stellte sich heraus, dass die Entscheidung mich ein ganzes Stück weiterbringen würde. Ein Beispiel ist, dass für mich die Rhythmen in modernen Stücken oftmals sehr schwierig aussehen. Das sind sie oft aber gar nicht.
Fotofix Bilder vor der Urauffürhung
So wurde ich mit jeder Probe tiefer in eine mir bis dahin fremde Welt hineingezogen. Und schließlich stellte ich beim Konzert fest, dass ich offener für die Rhythmen und Harmonien und vor allem für die verschiedenen Farben der Musik geworden war. Diese Musik kann so unglaublich viel erzählen. Ich war selber erstaunt, wie gerne ich den anderen Stücken gespannt lauschte.
Natürlich gab es noch einen schönen Nebeneffekt bei diesem Ensemble mitzuspielen: Ich lernte tolle Leute kennen.

Landesjugendorchester Berlin

Nach dem Auftritt vom Landesjugendensemble für neue Musik blieb mir nicht viel Zeit, dann ging es schon weiter. Es stand mal wieder eine LJO-Fahrt an. Dieses mal mit dem von Berlin. Mein drittes Bundesland in diesem Jahr. Im Winter war ich noch in Mecklenburg-Vorpommern dabei gewesen, im Sommer hatte ich in Thüringen mitgespielt und jetzt Berlin. Ich wusste nicht so recht was mich erwartet und kannte nur einen aus dem Orchester. So kam es, dass ich anfangs ziemlich verloren vor dem Bus rumstand und nicht wusste wo ich hinsollte. Zum Glück wurde ich schnell von einer Gruppe Mädchen aufgenommen. Wir hatten von Verdi die Overtüre zu Aida im Programm, sowie von Wagner "Tristan und Isolde". Aber da die Baglama dieses Jahr Instrument des Jahres ist, spielten wir für dieses ungewöhnliche Instrument eine Uraufführung eines Solo-Konzertes.
Die Baglama ist Instrument des Jahres
Wir übten auch eine Sinfonie von Viktor Ullmann ein. Ein Musiker, der 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde. In dieser Sinfonie hört man so gut den Übergang einer heilen Welt in den Wahnsinn des Krieges. So scheint der erste Satz noch voller Lebensfreude zu stecken.
Wir Blechbläser als Ganzes im Einsatz
Der zweite Satz ist ein Marsch und kündigt eine böse Wendung an, der in den Schmerz und großer Verzweiflung des dritten Satzes endet. Zurück bleibt der Wahnsinn, der in dem Scherzo des vierten Satzes nur zu deutlich zu hören ist. Hier kann nicht mehr geweint werden, denn bei so einer Hölle gibt es keine Tränen mehr, die man vergießen könnte, nurnoch Leere und den Wahnsinn. In dem fünften Satz scheint Ullmann alles zu legen, was er noch hat. Es beginnt mit einem jüdischen Volkslied, welches in verschiedenen Variationen erklingt und begehrt nochmals auf mit einer Fuge.
Einen Käsekuchen für unseren Dirigenten Johannes Klumpp
Kurz nachdem Ullmann dieses Werk vollendet wird er nach Auschwitz deportiert und vergast. Und all dieses Grauen schien ich zu spüren, als wir diese Sinfonie im Konzert spielten. Ich bekam eine Gänsehaut, die einfach nicht mehr verschwinden wollte. Deshalb möchte ich auf unseren Dirigenten hinweisen, denn er hat mit so viel Energie und Gefühl diese Stücke lebendig werden lassen, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe!


So viel zu meinen Erlebnissen in den Herbstferien.
Zu meiner Wohnsituation- nächste Woche werde ich ersteinmal vorrübergehend nach Spandau ziehen. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich bald eine Wohnung finden werde!

Liebste Grüße
Petchen

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