Sonntag, 15. Januar 2012

Jugend musiziert

Jugend musiziert rückt näher... für viele ein Grund nervös zu werden. Es kommen Auftritte mit einer harten Juri auf ein zu. Aber vielleicht muss man auch schon vorher mehrmals vor Publikum sein Können beweisen. Gar nicht so leicht, besonders wenn der Lehrer besonders schwere Stücke rausgesucht hat...


Im Rampenlicht

Um mich herum wird es still. Das grelle Licht, das auf mich gerichtet ist, blendet mich, doch ich kämpfe gegen das Verlangen an, mir eine Hand über die Augen zu halten. Ich spüre, wie sich die Augen erwartungsvoll auf mich richten und ihre Blicke mich umklammern, mich nicht mehr loslassen. Mein Schlucken kommt mir zu laut vor. Jeder Laut, jedes Geräusch scheint in dieser wartenden Stille zu wachsen und sich zu einer klebrigen, wabernden Substanz auszudehnen, die mich zu erdrücken droht. Ich versuche durchzuatmen. Irgendwie Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen, aber die Luft um mich herum scheint verdünnt. Meine Hände tragen schwer an der, plötzlich zentnerschweren, Last der Trompete, sie krallen sich an ihr fest, aus Angst sie sonst fallen zu lassen. Vor diesen Leuten.
Ich schlucke erneut und versuche meine Trompete, so wie immer, an meine Lippen zu setzen. Ich versuche mir vor Augen zu führen, wie oft ich schon auf einer solchen Bühne gestanden hab. So viele, viele Male. Das hier ist für mich Routine! Die Blicke holen mich ein und bevor ich mich aus ihren Krallen entwinden kann, haben sie mich bereits wieder. Ich bin allein. Diesmal habe ich keine schützende Band um mich herum.
Den ersten Ton hauche ich nur in die Trompete, aus Angst, meine Lippen könnten es verlernt haben, wie man spielt. Aber sie erinnern sich. Der Klang meiner Trompete durchdringt den Saal und erfüllt ihn mit Leben. Ich lasse die Melodie an den Sitzen nippen und durch die Ritzen kriechen. Ich versuche selbst den dunkelsten Winkel mit ihr zu erhellen. Der Klang steigt auf, der großen Decke entgegen und schwillt an. Ich hab dieses Stück tausendmal für mich gespielt, hab es geübt, bis ich es auswendig kannte. Jetzt darf ich beweisen, dass ich es kann. Ich spiele, spiele meine Seele heraus, aber die Blicke lähmen mich noch immer und lassen meinen Unterkiefer unkontrolliert zittern. die Noten fliegen durch meinen Kopf, wirbeln dort herum und bilden neue Formationen. Wie geht es weiter? Verzweifelt versuche ich die Noten wieder zu ordnen, aber es dauert zu lange.
Wie ein Schrei tönt der falsche Ton durch den Raum und lässt ihn zusammenzucken. Sofort scheint es wieder etwas dunkler zu werden, in den Ecken und Winkeln. Mein Herz rast, panisch gleitet mein Blick über die Reihen. Ich versuche mich zu erinnern, wie es weitergeht, aber mein Kopf scheint leergefegt. Als auch der letzte, so verhängnisvolle Ton, verklingt, wird es still.
Mich blendet das Licht, alles Routine, nur diesmal alleine!

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