Montag, 15. Dezember 2014

Schwedisch für Anfänger

Letzten Reisevorbereitungen

Montag

Ich war aufgeregt. Und wie!
Ich war direkt nach der Orchester-Registerprobe nach Hause gefahren, um noch die letzten Sachen einzupacken und nochmal alles durchzugehen. Es sollte meine erste Auslandsreise werden, die ich auch völlig eigenständig geplant und organisiert hatte. Natürlich war da die Angst groß etwas Wichtiges vergessen zu haben. Kaum hatte ich alles im Koffer verstaut, packte ich nochmal alles aus, um sicher zu gehen, dass tatsächlich alles drin war. Nachdem ich das noch zweimal wiederholt hatte, zwang ich mich dazu mich in die Küche zu setzen und ganz entspannt einen Kaffee zu trinken- die Nacht würde lang werden. Aber mit entspannt war nicht viel. Immer wieder ging ich die Tage durch, was ich alles brauchen könnte. Aber ich schien tatsächlich an alles gedacht zu haben. Auch war das Geld für die Reise in meinen drei verschiedenen Taschen gute versteckt aufgeteilt, so wie es mir die Erzieherinnen vom Bach-Gymnasium empfohlen hatten.
Schließlich war es dann doch endlich soweit, dass ich mich auf den Weg zum  Fernbus machen konnte. Mit dem Bus würde es nun erstmal nach Kopenhagen gehen und von da aus dann mit dem Zug rüber zum Ziel: Malmö!
Schwedisches Geld


Dienstag

...genieße ich den ersten Kaffee
An Deck der Fähre nach Dänemark...
Die Busfahrt ging doch schneller um als befürchtet. Wir starteten um 23.00Uhr vom ZOB und obwohl ich neben jemanden saß, der sehr penetrant schnarchte, konnte ich doch recht lange Strecken vor mich hin dösen. Um 3.00Uhr setzten wir mit der Fähre über nach Kopenhagen und ich genoss meinen ersten Kaffee des Tages auf dem stockdunklen Deck des Schiffes. Es war eklig kalt. Um 4.00Uhr ging es dann wieder über Land weiter. Als wir gegen 6.00Uhr endlich in Kopenhagen am ZOB ankamen, torkelte ich schlaftrunken rüber in den Bahnhof. Hier wartete die erste Schwierigkeit. Ich hatte zwar mir im Internet mögliche Zugabfahrtszeiten nach Malmö rausgeschrieben, aber die schienen nicht zu stimmen und Gleise hatte ich auch vorher nicht in Erfahrung bringen können. Hinzu kam, dass der Schalter natürlich noch nicht offen war und der Automat keine Informationen herausgab, weil es eine Verbindung ins Ausland war. Dass mir fast die Augen zufielen machte es auch nicht leichter. Mit dem Wissen, dass ich Tickets für einen Regionalzug hatte, stieg ich nun in irgendeinen Zug "via Malmö C" und stellte nervös fest, dass der Zug eher nach einem EC oder IC aussah. Allerdings schien die Schaffnerin recht zufrieden mit meinen Fahrkarten zu sein und ließ mich sitzen. So erreichte ich gegen halb acht Malmö. In 3 1/2h würde mein erster Unterricht bei Bo Nillson stattfinden. Also suchte ich schonmal das Hotel auf, indem ich mich einquartiert hatte und durfte natürlich noch nicht einchecken aber zumindest mein Gepäck dort lassen.
Ankunft in Malmö im Morgengrauen
Die zweite Schwierigkeit,die mich nun erwartete, war das Bus fahren. Klingt nicht schwer? Ja, aber wenn man vorher die Information erhält, dass man nicht mit Cash einen Fahrschein kaufen kann, dann wird das alles schon ein Stück komplizierter. Tatsächlich gibt es nur "Jojokarten", die eine Art Fahrscheinersatz darstellen. Diese muss man vorher aufladen, wenn man  im Bus eine Karte kaufen will. Ich vermute, dass dieses System den Busfahrer entlasten und das Schwarzfahren unmöglich machen soll, da man die Karte an ein Gerät vorne im Bus halten muss, welches dann eine gültige Fahrkarte bestätigt. Dementsprechend kann es nicht wie hier in Berlin passieren, dass der Busfahrer einen sogar durchnickt, wenn du deine Essenkarte vorzeigst. Jedenfalls kann man nur an zwei Orten in Malmö diese Karte mit Bargeld aufladen. Und eine davon ist Malmö Central. Nach viel hin und her und einigen Irritationen saß ich dann endlich in der Nr 8 in Richtung der "Musikhögsskola".
Meine Karte für den Bus
Auch hier kam ich viel zu früh an. Das Gebäude war wirklich erstaunlich hässlich und erinnerte eher an ein Gefängnis. Und zudem trank ich hier einen weiteren unglaublich schlechten Kaffee(in Malmö sollte man mit Bedacht wählen, wo man einen Kaffee kauft, ansonsten leidet man evt sehr darunter).
Und dann, endlich, der erste Unterricht mit Bo.

Das Wichtigste, was er mir nochmal verdeutlichte war, dass man nie die Töne einzeln denken sollte, außer, man setzt es bewusst als Gestaltungsmittel ein. Die Luft geht immer durch. Zwar war dieser Fakt mir dank Felix Wilde und Valeriy Pruss nichts Neues, aber trotzdem vergisst man ihn seltsamerweise immer wieder, obwohl er  doch so essentiell ist... Zudem hat mich Bo geradezu dafür ausgelacht, als ich meinte, dass ich gegen 15Uhr mit Üben anfange, weil ich vormittags Schule habe. Er fragte mich mich, wann diese denn anfängt, und als ich antwortete, um acht, fragte er herausfordernd, was denn davor wäre. Es wäre wichtig weit über den Tag verteilt zu üben, erklärte mir Bo. Also werde ich nun tatsächlich versuchen noch vor der Schule ein wenig zu machen. Also Trompete und Übedämpfer nebens Bett und mich mit Clarke wachspielen. Ich bin selber gespannt, ob ich das diszipliniert durchhalte.
Nach diesem Unterricht, in dem ich tatsächlich hellwach gewesen war, kam dann mit aller Wucht die Müdigkeit von der durchwachten Nacht. Also war meine erste Amtshandlung im Hotel die Schlafqualität in dem Hotelbett zu prüfen.

Natürlich war die Qualität grandios und ich musste mich zwingen aufzustehen, weil ich mir noch das Innenleben des Supermarktes anschauen wollte.
Und es lohnte sich. Besonders die Brotkultur war hier erstaunlich anders. Festes Schwarzbrot gab es praktisch nicht. Alles, sogar die Brote, war weich, vergleichbar ungefähr mit Toastbrot vielleicht. Zudem waren die Preisangaben natürlich sehr gewöhnungsbedürftig.
Mittwoch

Am Mittwoch früh probierte ich direkt den Rat von Bo Nilsson aus und übte noch halb schlafend in Zeitlupe die Clarke-Übung Nummer 1 oder anders gesagt Chromatik. Natürlich mit Übedämpfer, den anderen Hotelgästen zu Liebe. Nach einer halben Stunde war ich dann auch soweit wach, dass ich mir das Frühstücksangebot des Hotels anschauen konnte. Und es lohnte sich sehr! Ein großes Buffet war aufgebaut worden mit einer großen Auswahl an Brötchen und Broten(natürlich allesamt total weich. Sogar die Brötchen waren ohne Kruste) und auch die berühmten Köttbullar, die ich bisher nur aus Ikea kannte, wurden angeboten. Danach machte ich mich am späten Vormittag wieder auf zur Musikhögsskola, wo nun der Meisterkurs mit Hakan Hardenberger stattfinden sollte. Diesmal würde ich nur ein passiver Teilnehmer sein, da es für die Trompetenklasse zugleich eine "Examination" sein würde.
Bo Nilsson gab mir die nächsten Termine und meinte
er würde sich freuen, wenn ich diese wahrnehmen könnte.
Die sieben Trompeter spielten nun also hintereinander ein vorbereitetes Stück und man konnte die Niveaustufen der Studienjahre stark hören. Auch ein Trompeter aus Berlin war dabei, der im zweiten Jahr dort studierte und zufällig ein Stück vorspielte, welches ich auch gerade erarbeite: Charlier: "Solo de Concours"
Nach einem kurzen persönlichen Gespräch mit jedem einzelnen Studenten begann dann die richtige Masterclass, indem Hardenberger mit jedem der Studenten intensiv arbeitete. Leider war alles nicht wie erwartet in Englisch, sondern in Schwedisch, weshalb es sehr anstrengend war dem Ganzen zu folgen. Vieles ließ sich jedoch durch Gesten und einzelne Worte, die ich verstand, herleiten. Und wenigstens der deutsche Trompeter wurde in Englisch unterrichtet.
Hier fand die Masterclass statt

Nach dem Meisterkurs erkundete ich im Dunklen noch ein wenig die Altstadt und musste feststellen, dass diese wirklich wunderschön ist. [....der Rest folgt morgen]